Bei dem B&B De Vijgenhof handelt es sich um eine Synagoge aus dem Jahr 1801, die älteste Synagoge in der Provinz Groningen. Das haben wir bei der Buchung doch glatt übersehen. Uns haben die super Bewertungen und die schöne Inneneinrichtung gereizt.
Wir werden jedenfalls nicht enttäuscht! Das Appartement ist einfach nur super. Es ist hyper sauber, liebevoll eingerichtet und sehr geräumig. Und auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. In der Küche steht eine Kapselmaschine bereit, und die Zutaten fürs Frühstück am nächsten Morgen stehen bereits im Kühlschrank. Alles ist bestens für uns vorbereitet.
Die Synagoge selbst kann nur zu bestimmten Zeiten besichtigt werden. Jetzt kommt aber der Hammer! Wir können von unserer Wohnung aus quasi immer durch die Hintertüre hinein. Das ist schon ziemlich einzigartig. Wir können den Feigenhof jedenfalls bedingungslos empfehlen.
B&B De Vijgenhof
Übernachten in der Synagoge
Nachdem wir aber nun fast 400 Kilometer auf der Autobahn zugebracht haben, wollen wir auch etwas vom Städtchen sehen. Bis zum Beginn von Jakobs Feier um halb sechs haben wir nämlich noch etwas Zeit, und die wollen wir nutzen. Im Internet haben wir über die hängenden Küchen von Appingedam gelesen. Natürlich wollen wir nicht abreisen, ohne die vorher gesehen zu haben. Die schöne Altstadt von dem Örtchen ist nur einen Steinwurf von der Synagoge entfernt. Das ist auch ganz gut so. Jakob hat sich für seine Feier nicht das allerbeste Wetter ausgesucht. Mit unseren Kapuzen tief ins Gesicht gezogen machen wir einen kleinen Zug durch die Gemeinde.
Vor einem Trödelladen sehen wir für 3 Euro ein Objekt, das wir zum Spaß unbedingt Bines Vater mitnehmen wollen. Wir haben es bislang noch nicht übergeben können, deswegen können wir hier nicht verraten, was es ist. Viel interessanter ist aber das Innere des Ladens. Beim Bezahlen nehmen wir erst wahr, wie groß die Ladenfläche wirklich ist. Vom Super-8-Projektor bis zu Zinnfiguren findet der Sammler für einen Appel und ein Ei alles, was das Herz höher schlagen läßt. Mit einer großen Tüte verlassen wir den Laden und marschieren ein paar Schritte durch den Regen in Richtung Stadshaven. Die Wolken über uns werden bedrohlich dunkel. Wir entscheiden uns daher dazu, in den Paviljoen Overdiep einzukehren. Eine gute Entscheidung. Wir haben gerade an einem Tisch Platz genommen, da startet auch schon ein heftiger Graupelschauer.
Appingedam
Stadtrundgang am Nachmittag
Och, hier, schön im Trockenen mit dem Blick auf den Hafen, könnte man es noch länger aushalten. Wir wollen aber nochmal zurück in unser Appartement. Noch einmal etwas Wasser durchs Gesicht und ein wenig frisch machen für die Feier. Vier Minuten Fußweg zum Restaurant De Basiliek zeigt uns Google Maps an. Das ist zu schaffen. Die ersten wollen wir nicht sein, daher schmeißen wir vorher noch zwei Kapseln in die Nespresso-Maschine. Okay, die ersten sind wir dann auch nicht, das haut hin. Am Ende werden wir aber trotzdem wieder die Letzten sein. Hoffentlich nimmt uns das keiner krumm!?
Wir feiern tatsächlich in einer alten Kirche. Am Eingang steht ein Kostümierter, der die Gäste nach Anmeldung in das Gotteshaus führt. Wir erhalten eine kurze Einweisung, wie wir das Restaurant zu betreten haben: Brust raus, Kopf nach hinten und majestätisch einschreiten. Denn hinter der Türe erwartet uns der Fotograf. Dieser verpennt unseren Einmarsch, also müssen wir nochmal zurück. Beim zweiten Anlauf klappt das dann auch und nach den obligatorischen Fotos werden wir dann auch vom Gastgeber begrüßt.
Restaurant De Basiliek
Schöne Feier in einer alten Kirche
Wir werden den anderen deutschsprachigen Gästen vorgestellt, nehmen aber an einem internationalen Tisch Platz, an dem wir den ganzen Abend über nette Unterhaltungen führen. Und wer jetzt denkt, unsere niederländischen Nachbarn können nur Friteuse, der hat sich aber mal so ganz kräftig in den Finger geschnitten. Eröffnet wird der Abend mit einem kalten Vorspeisen-Buffet. Gastgeber Jakob ist passionierter Jäger. Demzufolge ist auch viel Wild im Angebot. Einfach nur lecker. Eigentlich wäre man ja schon satt. Aber das Haupt-Buffet ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Da muss man einfach nochmal zuschlagen. Und auch wenn man nicht auf Süßes steht, so kann man die Finger nicht vom Nachtisch-Buffet lassen. Da können wir nur sagen: Jakob, Du hast super gekocht! Hut ab!
Im Ausschank ist hier übrigens Gulpener. Es gibt also quasi Bier aus der Heimat. Gulpen liegt ca. 16 Kilometer von Aachen entfernt auf dem Weg nach Maastricht.
Und eigentlich sind wir dabei uns zu verabschieden. Wenigstens im Ausland wollen wir uns doch mal benehmen. Aber Jakob meint, wir müssten noch einen Jenever zusammen trinken. Da will man ja nicht unhöflich sein. Wir wundern uns, dass die holländischen Gäste inzwischen die Party verlassen haben. Eigentlich hätten wir unsere Nachbarn als feierwütiges Völkchen eingestuft. Am Ende sitzen wir mit Jakobs deutschen Jäger-Kameraden zusammen, und es bleibt natürlich nicht bei dem einen Jenever.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal bei Jakob für die Einladung bedanken. Wir hatten einen tollen, unterhaltsamen Abend und bereuen die lange Fahrtstrecke nicht. Anfang Oktober werden wir Jakob wiedersehen, wenn Bine ihren 50. Geburtstag in Prag feiern wird. Wir freuen uns darauf, ihn in der tschechischen Haupstadt begrüßen zu dürfen.
Lange nicht mehr so ein gutes Bett gehabt wie im Feigenhof. Schade, dass wir schon wieder abreisen müssen. Eigentlich wollen wir uns noch Gronigen anschauen, aber das verkneifen wir uns. Es regnet nämlich und für unsere Heimat gilt eine Wetterwarnung. Sturm Eberhard wütet mit 130 km/h.