Würden sich unsere Oldies nicht mögen, wären Bine und ich sicherlich trotzdem noch zusammen. So aber ist viel schöner und auch einfacher: unsere älteren Herrschaften verstehen sich so gut, dass sie solche Ereignisse inzwischen auch gemeinsam feiern. Zu viert reisen wir also in Bines Arona an, Karin und Gerd auf der Rückbank, wir vorne. Das Geburtstagskind wartet schon, und ich lerne heute auch endlich Bines Onkel kennen. Onkel Reinhard steht bei unserer Ankunft bereits draußen am Aschenbecher und ich habe schon im Gefühl, dass wir super miteinander auskommen werden.
Drinnen gibt es dann erst einmal den obligatorischen Sektempfang. Also stehe ich da schnell mit einer Sektflöte (natürlich pur, den O-Saft lasse ich weg!) in der Hand, obwohl die am Morgen eingenommene Wassertablette schon ihre Wirkung zeigt. Okay, zwei große Züge, und ich kann mich endlich auf den Weg in den Keller Richtung Keramikabteilung schleichen. Wieder oben angekommen schnappe ich mir ein neues Glas und tue so, als nichts gewesen sei und mische mich unters Volk.
Lothar, Horst, Dirk und alle anderen üblichen Verdächtigen sind schon da. Da heißt es auch schon Platz nehmen, das Süppchen kommt. Oder besser gesagt: die Rinderkraftbrühe mit Eierstich und Gemüsestreifen. Das ist schon einmal ein guter Anfang. Übrigens bekomme ich heute erstmals die Gelegenheit, ein Bosch-Bier zu probieren. Der Gerstensaft kommt ganz aus der Nähe aus Bad Laasphe. Das Pils schmeckt gut zu den bunten Blattsalaten mit Walnusskernen, Vinaigrette und Sprossen. Ich bleibe dabei.
So, Päuschen, Zeit mal wieder mit Onkel Reinhard vor die Tür zu gehen um sich eine anzustecken. Wir beide haben da auch gar keine Berührungsängste und kommen immer wieder direkt ins Gespräch. Gerdas zweiter Bruder Udo ist da schon ein wenig zurückhaltender. Der Nebel liegt inzwischen sehr tief über der Ginsberger Heide. Wir stehen unter dem Vordach und trauen uns nicht weiter hervor. Es regnet. Hoffentlich wird das morgen beim Bierbrunnenfest besser. Ein letzter Zug an der Kippe, und dann müssen wir auch schon wieder rein.
Gerda wird 70
Offizieller Empfang auf der Ginsberger Heide
Gut, dass wir uns nicht für ein Gericht entscheiden müssen, denn wir können uns an allem bedienen: Rinderbraten mit Burgundersauce und Salzkartoffeln oder Schweinelendchen und Hähnchenbrustfilet mit Champignonrahmsauce und Kroketten stehen als Hauptgericht zur Auswahl. Wir nehmen von allem etwas, schließlich können wir dann mitreden. Puh, ob bei dem vielen Fleisch noch Platz bleibt für das feine Gemüse? Wer möchte, kann sich noch an Erbsen, Karotten, Broccoli mit Mandelbutter, Speckbohnenröllchen und Blumenkohl mit Sauce Hollandaise bedienen.
Es wird stiller im Saal, alle sind satt geworden, und schaut man in manche Gesichter, so meint man, das Verlangen nach einer Couch in den Blicken erkennen zu können. Vielleicht geht das auch nur mir so, und ich bilde mir das ein. Jedenfalls schaue ich in zufriedene Gesichter: es hat allen super geschmeckt!
Nochmal mit Onkel Reinhard vor die Türe, und beinahe kommen wir beide schon zu spät zum Nachtisch. Drinnen wird eine Pralinenmousse mit Vanillebirne serviert. Die hätte jetzt nicht noch sein müssen, ist aber trotzdem köstlich. So, das war es dann aber mit Essen für heute, oder?
Denkste! Es geht Schlag auf Schlag. Das Dessert bahnt sich noch den Weg durch den Verdauungstrakt, da wird auch schon der Kuchen auf den Tisch gestellt. Es gibt sowohl etwas für Erdeer- und Stachelbeerfans, als auch etwas für die Nussecken-Fraktion. Nachdem aber bekannt wird, dass in dem Apfelkuchen eine ganze Flasche Wein verarbeitet wurde, kann keiner die Finger von diesem Backwerk lassen. Ach so, die Schwarzwälder Kirschtorte darf natürlich auch nicht fehlen. Nein, ein Frankfurter Kranz ist nicht dabei. Den vermisst aber auch keiner.
Kugelrund gegessen verlassen wir die Veranstaltung Richtung Heimat. Apropos kugelrund: um 18:30 Uhr wird das Spiel unserer Borussia in Stuttgart angepfiffen. Die erste Halbzeit können wir uns noch gemütlich auf der Couch anschauen. Aber pünktlich zum Halbzeitpfiff steht Yvonne vor der Türe, um uns abzuholen zum zweiten Teil der Veranstaltung. Im engeren Kreise geht es bei den Schnuffels weiter. Die zweite Halbzeit zu verpassen ist dann auch nicht weiter schlimm: Gladbach verliert mit 1:0 und wir machen uns ernsthaft Sorgen, ob wir denn jetzt auch noch die EL-Qualifikation verpassen, nachdem der CL-Platz jetzt bereits so gut wie verspielt ist.
Die Party geht weiter!
Wir sind noch nicht fertig!
Im heimischen Wohnzimmer werden dann auch die Geschenke überreicht. Inzwischen sind auch Petra (meine Cousine) und Jürgen dazugestoßen, die wegen dem morgigen Bierbrunnenfest in Siegen weilen. In der rechten hinteren Ecke kommen sich meine Oldies bei leckeren Schnittchen mit Elisabeth, einer Freundin des Hauses, immer näher. Während die Damen auf der einen Seite dem Sekt fröhnen, erzählen sich am anderen Ende des Tisches die Männer bei Bier und Schnaps noch ein paar schmutzige Witze. Allzu lange können wir nicht feiern, schließlich müssen wir uns auf das Bierbrunnenfest am nächsten Tag vorbereiten.
Ein Tag, der viel zu schnell umgeht. Aber wir haben ja in diesem Jahr noch einen runden Geburtstag zu feiern! Und im Juli sieht sich ja der harte Kern wieder. Dann gibt es nämlich für Bines Mama eine Stadtrundfahrt durch Mönchengladbach mit anschließender Stadionbesichtigung. Aber nur, wenn bis dahin das Stadion auch steht. Ein Bausatz vom Borussiapark im Maßstab 1:600 mit Beleuchtung ist nämlich Teil des Geschenkes.
Oops, es klingelt an der Türe. Das Taxi ist da. Wir müssen schon nachhause.