23 Kilometer sind es nur zur Stadthalle Betzdorf, aber paradoxerweise gibt der Winter nochmal ein kurzes Intermezzo. Die Temperaturen liegen nur kurz über dem Gefrierpunkt, und tatsächlich fallen auch noch ein paar Flocken Schnee. Verrückt: vor zwei Wochen war Ostern, und wir hatten schönstes T-Shirt-Wetter.
Die Schlussphase des Spiels unserer Borussia gegen Hoffenheim bekommen wir nicht mehr ganz mit. Wir haben uns nämlich frühzeitig verabredet, um noch ein Häppchen essen zu gehen. Zeitgleich mit dem Gladbacher Ausgleichstreffer zuum 2:2 stehen Bines Eltern vor der Tür. Im Autoradio erfahren wir dann, dass dies auch der unbefriedigende Endstand ist.
Vielmehr als nur befriedigend hingegen sind die Schnitzel im Gasthof zur Post. Hier, gleich vis-a-vis der Stadthalle, wo um 20 Uhr die Show losgeht, haben wir einen Tisch reserviert. Den Restaurantparkplatz dürfen wir mit Genehmigung der Wirtin auch während der Veranstaltung noch weiter nutzen. Zu viele Erzquell Pilsener dürfen wir, auch wenn es lecker schmeckt, nicht trinken. Schließlich wollen wir während des Konzertes nicht ständig zur Toilette rennen.
Wir werden sehr freundlich und zügig bedient. Die Schnitzel sind so zart und schmackhaft, dass wir bestimmt auch nochmal wiederkommen werden, wenn gerade kein Konzert ist. Und die Preise sind eher als günstig zu bezeichnen. Kurz nach 19 Uhr wechseln wir dann aber die Straßenseite. Viel ist noch nicht los in der Halle. Gut so! So gibt es auch kein Gedränge am Getränkestand. Die Damen genehmigen sich einen Sekt, für die Männer gibt es ein HaBuFlaPi, für die Unwissenden unter Euch: Hachenburger Flaschenpils.
Mit dem letzten Schluck ertönt dann auch schon der erste Gong. Wir nehmen unsere Plätze in der dritten Reihe gleich vor der Bühne ein. Zwei weitere Gongs, und die Show startet pünktlich um 20 Uhr.
A Tribute to Johnny Cash
The Cashbags in Betzdorf
Aus Erfahrung wissen wir, dass es gut wird und hier gleich so richtig die Post abgehen wird. Der Westerwälder an sich hat davon offensichtlich noch nicht allzuviel gehört. Leider sind nur ca. 200 Stühle besetzt, obwohl eigentlich mehr als 500 Leute Platz finden würden. Gut für uns, die Stuhlreihen stehen weiter als sonst auseinander, wir haben ausreichend Beinfreiheit.
Nach einem 10-minütigen Vorspiel der Tennessee Three betritt dann endlich auch der US-Amerikaner Robert Tyson die Bühne. Er verkörpert den Man in Black. Los gehts es mit dem Folsom Prison Blues. Den kennt jeder im Saal, und jetzt sind auch alle im Publikum wach und bei der Sache. Als dann Valeksa Kunath alias June Carter Cash die Bühne betritt, geht es dann auch gleich ab nach Jackson. Natürlich darf auch If I were a carpenter nicht fehlen. Überhaupt spielen die Cashbags so ziemlich alle Songs, die man an einem solchen Abend erwarten würde.
Wie wir es vom Fussball gewohnt sind, gibt es auch bei dem Konzert heute Abend eine Halbzeiitpause, in der wir uns noch einmal mit Bier und Sekt stärken können. Anschließend geht es weiter mit Boom Chicka Boom, andere nennen es auch den Johnny Cash Sound. Der entsteht, in dem man einen Dollarschein zwischen Bund und Saiten legt. Die Songliste scheint unendlich lang zu sein, und nicht immer klatscht das Publikum im Takt. Macht aber nichts! Das Bühnenbild ist nämlich angelehnt an den legendären Auftritt im Folsom Gefängnis 1968, und da ging es bekanntlich auch nicht zimperlich zu.
Alles hat ein Ende, auch diese Show. Nachdem die Künstler die Bühne verlassen haben, gibt es Standing Ovations. Die Band bedankt sich mit einer ausgiebigen Zugabe. Zunächst singt Mr. Tyson die großen Hits One und Hurt. Dann kommen nochmal alle auf die Bühne um gemeinsam mit dem Publikum Ghostriders in the sky anzustimmen.
Das wars! Auf der kurzen Heimfahrt nach Siegen herrscht im Auto die schiere Begeisterung. Ein gelungener Abend ist jetzt leider vorbei.