Danny und Andreas müssen auch los. In Berlin wartet Andreas Daddy mit den Kindern auf Ablösung. Wir umarmen uns fest und versprechen uns, dass es nicht wieder so verdammt lange dauern soll, bis wir uns wieder sehen. Schließlich liegt die Hauptstadt nicht am Ende der Welt. Andreas habe ich auch in mein Herz geschlossen. Sie sind ein tolles Paar. Tränen kullern. Aber wir sehen uns spätestens im April. Da werden dann Dannys Twins 18…
Auch die Siegener drängen zum Aufbruch. 650 km liegen vor Ihnen. So schön, dass alle 4 dabei waren. Wir hatten soviel Spaß. Wenigstens die vier sehe ich bald wieder…. Eine letzte Umarmung, dann fährt auch Carstens Flitzer vom Parkplatz.
Die Reichenhaller nehmen die Salzburger im Auto mit nach Hause. Bell und Valentin waren ja mit dem Zug angereist. Ich umarme alle vier ganz fest und spätestens jetzt kullern die Tränen. Alle vier trage ich tief im Herzen. Keine Ahnung, wann wir uns wieder sehen. Ich hoffe, 2020.
Peter will sein Knie schonen und sich noch ein wenig im Hotel ausruhen.
Abschied nehmen...
...leider auch von Karel Gott
Wir müssen gleich noch Jakob zum Flughafen bringen und die drei Schmecks wollen mit. Also besteigen wir alle unseren Mietwagen, und mein Schatz startet auch vom Parkplatz. Ich vermisse die anderen schon jetzt, Ablenkung hilft fast immer. Also los! Im hinteren Bereich unseres 9-Sitzers finden angeregte Gespräche statt. Niemand achtet darauf, wo wir hinfahren. Burkhard hat nämlich wieder eine grandiose Idee. Wir versuchen uns zu dem Privathaus von Karel Gott durchzuschlagen. Ich hatte ja schon letzten Mittwoch, erwähnt, dass Karel Gott verstorben ist. Er wurde zwar in Pilsen geboren, lebte aber seitdem er sechs Jahre alt war in Prag.
In Deutschland wurde er vor allem mit seinem Biene Maja Lied bekannt. Aber auch Songs wie „einmal um die ganze Welt“ oder „Babicka“ kennt man.
In Tschechien war er mehr: „die goldene Stimme aus Prag“, „Sinatra des Ostens“ oder auch „die goldene Nachtigall“ wurde er genannt. Ein Nationalheld. Er trat in zahlreichen TV Shows auf. Über seine verkauften Alben gibt es keine offiziellen Zahlen, aber man schätzt, dass ca. 30 Millionen Tonträger von ihm verkauft wurden. In Tschechien alleine sollen es 15 Millionen davon sein. Ihm ist dafür als bisher einzigem Interpreten seinerzeit eine diamantene Schallplatte überreicht worden. Er wurde mit über 50 Diamant-, Platin-, Goldenen und Silbernen Platten von verschiedensten Verlagen ausgezeichnet, 42 mal wurde er mit dem tschechischen Publikumspreis „Goldene Nachtigall“ als Lieblingssänger des Jahres geehrt. Respekt!
Von 1969 bis 2005 wohnte er in der Villa Jevany östlich von Prag. Seit 2006 wohnte er in einer Villa auf einem Hügel im Prager Stadtteil Smíchov. Das Haus steht am Ende einer Sackgasse in einem ganz normalen Stadtviertel. Die Menschen in Tschechien verehren ihn. Das haben wir die vergangenen Tage immer wieder in der Stadt erleben dürfen. Überall kommen Menschen mit kleinen Kindern zusammen. Stellen Bilder überall in der Stadt an tausend Ecken auf, legen Blumen nieder, zünden Kerzen an und trauern. Immer wieder haben wir Schaufenster von verschiedensten Geschäften gesehen, die mit alten Schallplatten und Trauerflor dekoriert waren. Alles sehr beeindruckend.
Burkhard hat natürlich seine Privatadresse heraus gefunden. Unser Freund Ivan war vor ein paar Tagen schon einmal hier und hat unglaubliche Bilder geschossen. Für Euch haben wir hier ein Video auf tschechisch: Forever Young
Wir haben die Autobahn lange verlassen, fahren durch Anlieger Straßen und erklimmen langsam den Hügel, auf dem unser Ziel liegt. Im hinteren Bereich unseres Autos bekommt irgendwie niemand etwas mit. Da wir noch etwas Zeit haben, bevor Jakob seinen Flieger erreichen muss, wollten wir ein großes Einkaufszentrum ansteuern. Das Metropole Zlicin - eines der modernsten Einkaufszentren Prags. Der Besuch bei Karel Gott soll eine Überraschung sein. Aber eigentlich müsste unseren Bordgästen klar sein, dass ein riesiges Einkaufszentrum nicht mitten in einem dicht bebauten Wohnviertel liegt. Man hätte die vier auch entführen können. Sie hätten es nicht einmal bemerkt. Verrückt!
Wir kommen immer langsamer voran, auf den Bürgersteigen rechts und links sehen wir immer mehr Menschen mit Blumen entlang gehen. Dann erwischen wir noch eine Parklücke. Entfernt vor uns sehen wir schon das Blumen- und Kerzenmeer. Wir parken das Auto und im hinteren Bereich unseres Flitzers schreckt man hoch: wo sind wir? Wir klären kurz auf und alle gehen gespannt Richtung Ende der Sackgasse.
Doch weit kommen wir nicht. Seit sechs Tagen werden vor Karel Gotts Haus Bilder aufgestellt, Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Immer weiter reicht dieser Teppich. Seine Familie ist wohl seit Tagen bei Freunden untergekommen. Ein Betreten des Hauses ist auch nicht mehr möglich. Viele, viele Meter erstreckt sich dieses Meer aus Bildern, Blumen und Kerzen bereits über die Straße. Man spürt die Wärme der Kerzen. Eine andächtige Stimmung legt sich auch über uns. Ganze Familien trauern hier wie um ein eigenes Familienmitglied, das tschechische Fernsehen filmt alles leise mit. Mich erinnert das alles an den Tod von Prinzessin Diana, damals 1997 und das Blumenmeer vor dem Buckingham Palast. Ich kann nur sagen „wow“. Karel Gott muss ein toller Mensch gewesen sein und wesentlich mehr als nur ein Schlagerfuzzi, so wie wir ihn in Deutschland kannten. Einen Tag später wird er mit einem Staatstrauertag und einer Messe im Veitsdom an der Prager Burg geehrt und später wird er auf dem Malvazinsky Friedhof im Prager Stadtteil Smíchov beigesetzt werden. Wir sind alle sehr beeindruckt, ich denke die Bilder sprechen für sich. Schaut sie euch einfach an. Dann geht es zurück zum Auto und weiter zum versprochenen Einkaufszentrum.
Dort angekommen schlendern wir nur ein wenig die Shops entlang. Wir entdecken ein süßes kleines Café und lassen uns nieder. Jakob spendiert eine Runde leckeren Kuchen und wir genießen unseren Kaffee. Dann müssen wir leider weiter. Alle sind wieder im Auto und Burkhard lenkt den Flitzer gen Flughafen. Wir steuern einen Kurzzeit-Parkplatz an und hüpfen alle raus. Dicke Umarmungen folgen… dann schnappt Jakob sich seinen Koffer und muss los. Meine Augen werden wieder feucht. Wer weiß, wann wir uns wieder sehen, ich hoffe, es ist bald.
Dann geht es zurück Richtung Hotel. Wir machen uns kurz frisch. Hunger macht sich breit. Wir schlendern zu Fuß ins Vrsovicka Kozlovna, Peter ist jetzt auch wieder dabei. Hier waren wir vor drei Tagen ja schon einmal mit dem Großteil meiner Gäste. Schnell finden wir einen Tisch und ordern Pivo. In der Speisekarte ist schnell was gefunden. Typisch tschechisches Essen wie die Utopenec - die leckere eingelegte Wurst, Papas geliebtes Tartar mit dem leckeren Knoblauchbrot, und Mama genießt ein für Tschechien typisches Entengericht.
Burkhard schwenkt auf einen Hamburger um, der hier auch echt lecker ist, Yvonne begnügt sich mit einem Schnitzel, und Peter bestellt einen Fleischteller mit eigentlich allem. Unsere Henkersmahlzeit - morgen gehts wieder zurück nach good old Germany.
Dann bekommen wir noch Besuch. Hurra. Ivan kommt mit Stella noch vorbei. Barbara hat leider keine Zeit mehr. Schnell wird auch für die Zwei noch Essen geordert und wir genießen unsere Zeit zusammen sehr. Stella ist immer gut drauf und einfach nur süß. Ivan wird noch mit Fragen gelöchert. Er weiß auch einfach alles. Auch hier wieder das Zeitproblem, sie verrinnt ohne Gnade. Viel zu schnell müssen wir uns verabschieden. Alle umarmen sich, als wenn sie sich schon Jahre kennen. Ich liebe solche Begegnungen. Dann geht’s zurück ins Hotel. Die Nacht wird kurz…
Na Shledanou! Das heißt nicht nur Auf Wiedersehen, Prag. Nein, es heißt an diesem besonderen Wochenende auch Tschö, Karel Gott!