Mit 9,3 von 10 wird das Haus bei booking.com bewertet. Allzu viel kann man da sicherlich nicht falsch machen. Ganz im Gegenteil, für die Aussicht wären alles andere als 10 Punkte der blanke Hohn.
Das Haus in Hanglage ist nahezu flammneu, hat sogar eine eigene Tiefgarage und bietet, wie bereits erwähnt, eine grandiose Aussicht auf den Lago d´Iseo. Über Abnutzungserscheinungen dürfen wir uns hier wahrlich nicht beklagen. Alles ist sehr modern. Und hier kommen meine anfänglichen Bedenken ins Spiel. Diese Moderne wirkt auf mich ein wenig kühl, um nicht zu sagen zu kühl. Vor unserem Zimmer befindet sich eine riesige Terasse mit wunderschönem Ausblick. Leider, das ist aber mein rein subjektives Empfinden, verlieren sich die Gartenmöbel auf der riesigen Fläche. Besser als hier oben könnte man einen Abend eigentlich gar nicht ausklingen lassen. Aber was mir fehlt, das ist die Gemütlichkeit. Auf mich wirkt das Ganze ein wenig kalt. Und das ist schade. Ich finde, da könnte man mehr draus machen.
Vela di Soleville
Bed & Breakfast am Iseosee
Das Frühstück gibt es eine Etage tiefer im Restaurant. Wir müssen von unserem Zimmer aus nur die Treppe hinabsteigen. Der Raum ist im Art-Deco-Stil gehalten. Wahrscheinlich ist auch das Geschmacksache. Es ist halt nicht so ganz mein Geschmack. Ich empfinde auch hier eine gewisse Kühle, die meines Erachtens so gar nicht in diese idyllische Landschaft passt. Elisa, die Inhaberin, tischt uns ein Frühstück auf, das weiß Gott nicht schlecht ist. Mir fällt allerdings auf, dass auch dieses akurat, symmetrisch auf eckiger Keramik angerichtet ist. Ganz so, als wäre hier ein Mathematiker am Werk gewesen.
Ich kann gar nicht beschreiben, warum mir das hier so negativ aufstößt. Dabei bin ich doch derjenige, der von überflüssigem Firlefanz eigentlich rein gar nichts hält. Ich kann nicht sagen was, aber irgendwas fehlt mir. Dabei ist Elisa doch sehr nett und hilfsbereit. Trotzallem verspüre ich hier eine gewisse Kälte, oder sagen wir besser Kühle, wie ich sie auf unserer gesamten Reise noch nicht erlebt habe.
Die Pizzeria unterhalb unseres Zimmers scheint der Burner in der Umgebung zu sein. Es ist ruhig hier am Iseosee, Nebensaison halt, und dennoch ist die Hütte hier jeden Abend brechend voll. Voll mit Italienern aus der Umgebung. Wir sind quasi die einzigen Touris hier am Tisch. Das ist an sich ja immer ein gutes Zeichen.
Die Speisekarte ist genauso modern wie der Rest. Dafür ist Elisas Gatte Enzo verantwortlich. Er bringt hier ausgefallene Speisen auf den Tisch. Sein Konzept scheint bei den Nachbarn auch gut anzukommen. Immerhin, und daran besteht kein Zweifel, brummt das Geschäft mit den vermeintlich höherwertigen Gerichten.
Vela di Soleville
Die Speisekarte beinhaltet nicht für jeden etwas
Vermutlich treffen hier zwei Extreme aufeinander. Ich war in Afrika, Asien und in der Karibik unterwegs und möchte von mir behaupten, dass ich eigentlich so ziemlich alles esse. Aber wie jeder andere auch, habe auch ich meine Eigenarten. Wenn es um Pilze geht, dann bleibe ich am liebsten bei primitiven Champignons. Fisch mag ich an sich ganz gerne, aber mit anderem Gedöns aus dem Wasser bleibt man mir am besten fern. Und hier bei Enzo gibt es offensichtlich ausnahmslos nur Gerichte, die entweder komische Pilze oder aber komische Sachen aus dem Wasser enthalten. Und mit Wasser ist hier Meer, Fluss und Iseosee gemeint.
Ich würde mich ja mit einer Pizza Funghi oder Hawaii anfreunden, aber die gibt es hier leider nicht. Enzos Küche ist leider wirklich nicht mein Ding, was allerdings auch an mir zu liegen scheint. Alle Tische sind voll, die Kundschaft scheint es zu mögen. Soll vorkommen.
Und beim Schreiben des Artikels stelle ich fest, dass wir an zwei Abenden Bier anstatt Wein getrunken haben. Das muss am Preis gelegen haben. Stattdessen klammern wir uns an Augsburger Bieren: Riegele! Nie gehört! Ob diese Bierauswahl zum internationalen, gehobenen Flair des Restaurants beitragen soll!? Wir wissen es nicht! Allzu prickelnd finden wir es allerdings nicht. Da hätte man wenn schon andere Hopfenspezialitäten aussuchen können.
Nein, um Gottes Willen, so schlecht, wie das hier jetzt bei Euch rüberkommen mag, ist das B&B Vela di Soleville definitiv nicht! Das ist, wir hatten das an anderer Stelle bereits erwähnt, Klagen auf hohem Niveau. Die Zeit hier am Iseosee haben wir sehr genossen. Und Bines Kopf ist auch noch dran, das kann ich Euch versichern. So schlecht war ihre Wahl nicht.