Bine war gestern etwas erschlagen von Lissabon. Kein Wunder, sie war noch nie so weit vom heimischen Siegen entfernt. Deswegen lassen wir es heute etwas ruhiger angehen. Vom Bahnhof Cais do Sodré fahren wir zwei Stationen mit der Vorortbahn nach Belém. Hier soll es dem Vernehmen nach etwas ruhiger zugehen.
Das segelförmige Denkmal Padrão dos Descobrimentos springt uns nach Verlassen des Zuges direkt ins Auge und zieht uns magisch an. Das Denkmal soll an das Zeitalter der Entdeckungen erinnern und zeigt 33 wichtige Persönlichkeiten des Spätmittelalters in Portugal, die aber nicht alle zur gleichen Zeit gelebt haben. Eine Auflistung der Personen findet Ihr auf Wikipedia.
17. September 2019 | 0,0 | km | 15.592 | Schritte | |||||||
Ruhetag | 0,0 | Liter | 11,13 | km | |||||||
Lissabon 27°/17° C | 0,0 | km/h | 45,0 | m |
Ist schon geil gemacht das Ding und liefert uns von allen Seiten schöne Fotomotive.
Witzig wird es, als wir den Torre de Belém erreichen. Der Turm aus dem 16. Jahrhundert steht auf einer schattigen Rasenfläche direkt am Wasser. Eine Straße führt direkt daran vorbei. In dieser stehen gefühlt hundert Busse in der Pipeline, die sich Stückchen um Stückchen dem Denkmal nähern, um die Passagiere dann kurz für ein Foto herauszulassen. Wir haben noch nichts gefrühstückt und machen unsere Bilder aus einiger Entfernung mit dem Teleobjektiv.
Unbedingt sehenswert ist das gotische Kloster Mosteiro dos Jerónimos. Auf dem Weg dorthin nehmen wir auch in einem Café ein Häppchen zu uns. Wir sitzen im Schatten und haben einen schönen Blick auf das Kloster. Wir verzichten auf eine Besichtigung des Inneren, weil doch hier ganz n der Nähe diese berühmte Konditorei Pastéis de Belém sein muss, und da wollen wir unbedingt hin! Nicht nur im Spiegel findet man einen Bericht darüber. Hier gibt es die besten Pastéis de Nata. Diese Puddingtörtchen muss man unbedingt probiert haben. Ein Gedicht, können wir Euch sagen!
Belém köstliche Pastéis de Nata
So, wie geht es jetzt weiter? Am besten, wir halten ein Taxi an und lassen uns zur Endhaltestelle der Linie 28 fahren. Die Droschke ist schnell gefinden. Beim Aussteigen zahlen wir einen nahezu lächerlichen Preis. Wir stehen direkt vor dem Cemitério dos Prazeres in Estrela. Der Friedhof an sich ist unbedingt einen Besuch wert, der Name steht allerdings für Diskussionsstoff. Wörtlich übersetzt heißt Cemitério dos Prazeres Friedhof der Freuden. Charakteristisch für diesen Friedhof sind jedenfalls die hauptsächlich überirdischen Grüfte mit frei aufgestellten Särgen („Begräbnisvillen“).
Wie bereits erwähnt befinden wir uns hier an der Endhaltestelle Prazeres. Doch bevor wir in die 28 steigen, genehmigen wir uns hier erst noch ein Bierchen. Die Haltestelle steht nämlich voll mit Leuten, und wir können abwarten, bis wir eine etwas leerere Tram erwischen.
Cemitério dos Prazeres Endstation der berühmten Linie 28
Irgendwann steigen auch wir ein, um mit der 28 an andere Ende der Statd zu ruckeln. Praça Martim Moniz heißt unsere Haltestelle. Zwischendurch wird es zwar mal so richtig voll in der Tram und Bine rutscht das Herz in die Hose, aber sie hält tatsächlich durch. Dort angekommen schlendern wir quasi von hinten durch die Gassen der Alfama. Und es ist wieder das Licht, was diese Stadt so faszinierend macht. Gestern war Bine wahrscheinlich noch etwas überfordert, aber inzwischen sehe ich den Glanz in ihren Augen. Ich habe es gewußt, dieser geilen Stadt kann man sich einfach nicht entziehen.
Alfama Alfama da, wo der Fado zuhause ist
Taxifahren kostet nicht die Welt, also lassen wir uns direkt ins Nuttenviertel (okay, das war jetzt böse von mir) Bairro Alto fahren. 2016 hatte ich hier in der Artis Weinbar einen schönen Abend. Und tatsächlich: heute sind wir später dran als gestern und die Rolläden sind hoch. Also nichts wie rein.
Es herrscht eine angenehme Atmosphäre, auch wenn die Sitzmöglichkeiten etwas beengt sind. Aber der Wein ist gut, das Essen noch viel besser und ich sehe in Bines Augen, dass sie sich mit der Stadt arrangiert hat. Jedenfalls ist von Nuttenviertel keine Rede mehr.
Zufrieden verlassen wir das Lokal. Aber der Abend ist och zu jung, um nachhause zu gehen. Gleich um die Ecke ist die nächste Weinbar. Die sieht so einladend aus, dass wir gar nicht faran vorbei gehen können. Es ist zwar etwas höherpreisig hier, aber wir bestellen eine gute Flasche und lassen uns dazu, wie es hier im Bairro Alto üblich ist, eine Dose Sardinen dazu servieren. Was sollen wir sagen? Leben kann so geil sein, wenn es nur gelingt, die Arshlöcher zuhause auszublenden. Und das geht heute Abend ganz gut.
Bairro Alto Szene-Viertel mit steilen, gepflasterten Straßen
Jetzt aber ab ins Appartement, oder? Unten an der Eckkneipe schallt noch der Fado aus den Gemäuern. Das hört sich nicht schlecht an. Und Kultur hat schließlich noch keinem geschadet. Wir nehmen draußen Platz und ordern eine Karaffe Sangria. Ist das ein herrlicher Abend! Es ist dunkel, am Licht kann es also nicht liegen. Haltn wir also fest, Lissabon ist auch bei Nacht toll!
Eigentlich darf dieser Artikel an dieser Stelle noch nicht enden. Wir passieren nämlich noch die Rua da Bica de Duarte Belo. Das ist die Straße mit der berühmten gelben Straßenbahn. Hier bleiben wir noch kleben, aber davon erzählen wir besser im nächsten Artikel.