Seit April 2016 sind wir schon ein Paar. Fast sechs Jahre lang sind wir Wochenende für Wochenende und manchmal auch in der Woche zwischen Siegen und Eschweiler hin und hergependelt und haben unzählige Liter Superbenzin durch die Vergaser gepumpt. Ende 2021 haben wir unser gemeinsames Zuhause in Mönchengladbach bezogen. Gleich soll es endlich soweit sein: wir möchten auch vor der Standesbeamtin den Bund für unser restliches Leben schließen.
Während wir gemeinsam mit unseren Trauzeugen Steffi und Jürgen vor der Kapelle noch einige Formalitäten erledigen, nehmen unsere Gäste bereits drinnen Platz und setzen ihre Mund-Nasen-Masken auf. Letztere sind leider auch im September 2022 während der Trauungszeromonie noch vorgeschrieben. Selbst die Standesbeamtin ist von dieser Pflicht nicht befreit. Nur wir beide haben heute einen Sonderstatus und dürfen darauf verzichten.
Noch bevor wir die Kapelle betreten, kommt Hektik auf. Was ist passiert?
Der Pianist meldet aufgeregt das Fehlen des Schlüssels für den Flügel. Ein Aushilfsmusiker soll den am Wochenende verlegt haben. Und ohne Schlüssel gibt es keine Musik. So einfach ist das! Zugegeben: die Mitarbeiter der Burg unternehmen alles, um das Ding aufzutreiben. Aber wie heißt es so schön? Mühe alleine genügt nicht. Und so betreten wir den Raum ohne die geplante Einmarschmusik. Schade eigentlich.
Dann geht es endlich los. Die Standesbeamtin Frau Sturtz begrüßt die Anwesenden und beginnt mit ihrem Procedere. Während sie die gemeinsam vorbereitete Kennenlerngeschichte vorträgt (und tatsächlich nicht nur langweilig vorliest) herrscht hinter uns unter den Gästen andächtige Stille. Eigentlich, so war es gedacht, hätten wir an manchen Stellen doch den ein oder anderen Lacher erwartet. Wir spüren vorne lediglich die Ergriffenheit unserer Freunde und Verwandten. Die Beamtin richtet aber auch noch ein paar sehr persönliche Worte an uns und trägt noch ein Gedicht vor. Und bei allem was sie tut, strahlt ihr freunliches Lächeln hinter ihrer Maske hervor. Noch bevor es zur eigentlichen Trauung kommt, kommt der Pianist unüberhörbar zur Tür herein und hält freudestrahlend einen Schlüssel in die Höhe, um damit einen letzten Versuch zu wagen. Und während Frau Sturtz unbeirrt fortfährt, vernehmen wir alle das Knarzen der Tastaturabdeckung. Ein Raunen geht durch die Reihen.
Trauung in der Burgkapelle Wir geben uns das Ja-Wort
Hallelujah! Der Schlüssel ist gefunden! Hallelujah von Leonard Cohen ist dann auch das Stück, welches zur eigentlichen Trauung erklingt. Spätestens jetzt erstarrt der ganze Saal in Ehrfurcht. Und in der vorderen Reihe kullern auch bei den Trauzeugen ein paar Freudentränchen. Unser Wunsch war immer gewesen, nicht in irgendeinem weiß getünchten Trauzimmer irgendeines Vorstadt-Rathauses zu heiraten. Einfach haben wir uns unsere Entscheidung nicht gemacht. Jetzt wissen wir aber: es hat sich gelohnt! Einen tolleren Rahmen hätten wir für unseren großen Tag nicht finden können.
An dieser Stelle geht auch unser herzlichster Dank an die Mitarbeiter der Burgverwaltung, unserer Standesbeamtin und schließlich auch an den Pianisten, der bis zum Schluss nicht aufgehört hat mit der Suche.
Zur Musik von Robbie Williams verlassen wir glücklich verheiratet die Burgkapelle.